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Die Folgen antimikrobieller Resistenzen für Anleger

Risiken und Chancen für Investoren. Quelle: Verfasser stürtzt sich teilweise auf «Health & Wealth: an Investor's Guide to Antimicrobial Resistance» (August 2024)

Die Folgen antimikrobieller Resistenzen für Anleger

Publiziert

Antimikrobielle Resistenzen (AMR) zählen zu den drängendsten globalen Herausforderungen im Gesundheitsbereich. Sie entstehen, wenn Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten gegen bisher wirksame Medikamente resistent werden.

Der Vormarsch von AMR, die laut Daten von 2021 [1] mehr Todesfälle (1,14 Mio. jährlich) verursachen als HIV/AIDS, Malaria oder die meisten Krebsarten, droht die medizinischen Fortschritten von Jahrzehnten zunichtezumachen und führt zu höheren Sterblichkeitsraten, längeren Krankenhausaufenthalten und höheren Kosten für das Gesundheitssystem. Abgesehen von den Folgen für die öffentliche Gesundheit haben AMR auch gravierende makroökonomische und finanzielle Folgen, die das ganze Spektrum von der volkswirtschaftlichen Ebene bis hin zur Rentabilität von Unternehmen betreffen.

Makroökonomische Folgen von AMR

Die Weltbank schätzte bereits 2017, dass AMR bis 2050 eine Verminderung des weltweiten BIP um 3,8 Prozent und somit einen jährlichen Verlust von 6,1 Bio. USD verursachen könnten. Betroffen sind vor allem die Gesundheitssysteme, die unter der zunehmenden Belastung durch resistente Keime leiden.

❱ Höhere Gesundheitskosten Eine der unmittelbarsten und sichtbarsten Folgen von AMR ist der deutliche Anstieg der Gesundheitskosten. Infektionen werden schwieriger zu behandeln, Krankenhausaufenthalte werden länger und Patienten brauchen teurere Arzneimittel und intensivere Pflege. Die Kosten für die Behandlung resistenter Keime können deutlich höher [2] als bei nicht-resistenten sein. Dadurch werden knappe Zeit und Ressourcen im Gesundheitswesen vergeudet.
❱ Auswirkung auf Arbeitsproduktivität AMR können auch die Arbeitsproduktivität stark beeinträchtigen. Infektionen durch resistente Erreger können zu langwierigen Erkrankungen oder zu Behinderungen führen, sodass die Verfügbarkeit von Arbeitskräften sinkt und die Fehlzeiten steigen. Laut einer Studie des ECDC führen AMR-bedingte Infektionen allein in Europa jährlich zu ca. 35 000 Todesfällen sowie rund einer Million behinderungsbereinigter Lebensjahre und damit zu einem deutlichen Rückgang der Arbeitskräfte/Verbraucher. Die weltweiten Produktivitätsverluste in Verbindung mit AMR wurden 2024 von der WHO auf 191 Mrd. USD jährlich geschätzt.
❱ Sonstige Makroeffekte Die Weltbank prognostiziert [1], dass infolge von AMR die weltweiten Exporte bis 2050 um 1,1 Prozent bis 3,8 Prozent sinken werden. Tiere und tierische Erzeugnisse (BIP-Anteil von ca. zwei Prozent) sind besonders anfällig für Handelsstörungen. Die WHO hat zudem gewarnt, dass AMR bis 2030 24 Mio. Menschen in extreme Armut treiben und der Verlust von Nutztieren, überwiegend in Ländern mit niedrigen bis mittleren Einkommen, dem Konsumbedarf von 476 Mio. Menschen entsprechen könnte.

Finanzielle Folgen von AMR für Unternehmen 

Gemäss Angaben der «Fairr Initiative» sind fast zehn Prozent der globalen Aktienmärkte bzw. schätzungsweise 14,6 Bio. USD durch AMR-bedingte Risiken bedroht. Am stärksten betroffen sind Branchen der Wertschöpfungskette im Lebensmittelbereich (v. a. Nutztiere/Fleisch) und im Gesundheitssektor sowie Lebens- und Krankenversicherer. Die Risiken und Chancen für Branchen in Verbindung mit AMR sind in der Tabelle (S. 19) dargestellt und je nach Unternehmen unterschiedlich.

❱ Risiken und Chancen in der Nahrungsmittelindustrie Auch für den Landwirtschaftssektor könnten AMR laut der «Fairr Initiative» erhebliche finanzielle Folgen haben. Etwa 73 Prozent des weltweiten Antibiotikaumsatzes [3] entfallen auf die Viehzucht. Durch strengere Auflagen für den Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft könnten die Produktionskosten für Unternehmen steigen, da sie auf alternative Methoden zur Krankheitsprävention umsteigen. Ein massiver Ausbruch resistenter Keime bei Tieren durch AMR könnte die Produktion schwer schädigen und zu finanziellen Verlusten und höheren Lebensmittelpreisen führen. Umwälzungen bergen aber auch Chancen. Der Antibiotikaeinsatz bei Tieren lässt sich durch verschiedene ebenso wirksame Methoden verringern, u. a. durch Impfstoffe, Probiotika und Immunmodulatoren zur Prävention, Behandlung oder Wachstumsförderung. Unternehmen, die diese Techniken erfolgreich entwickeln bzw. verwenden, haben einen besseren Stand als Konkurrenten, die dahingehend hinterherhinken.
❱ Risiken und Chancen im Gesundheitswesen Für Gesundheitsdienstleister sind AMR eine starke finanzielle Belastung. Kliniken und Praxen brauchen mehr Ressourcen zur Behandlung resistenter Infektionen, sie müssen teurere Zweit-/Drittlinien-Antibiotika kaufen und in bessere Diagnosegeräte investieren. Steigende Betriebskosten können die Krankenhausbudgets belasten, insbesondere wenn das Geld im öffentlichen Gesundheitssystem knapp ist. Die finanzielle Belastung für Gesundheitsdienstleister könnte zu Leistungskürzungen oder einer Verteuerung der Versorgung führen und so den Zugang für Patienten erschweren. Die Entwicklung von Präventionslösungen für Gesundheitseinrichtungen ist daher entscheidend, denn gemäss «Antibiotic Research UK» geschehen 50 Prozent der resistenten Infektionen in Spitälern.

Die Pharmaindustrie kämpft an vorderster Front gegen AMR, aber die finanziellen Folgen sind komplex. Die Nachfrage nach neuen Antibiotika und alternativen Behandlungen birgt zwar Wachstumschancen, doch die Entwicklung ist auch mit vielen Herausforderungen verbunden. Aufgrund der hohen F & E-Kosten, der relativ kurzen Behandlungsdauer und der geringen Profitabilität von Antibiotika haben viele Pharmaunternehmen die Antibiotikaforschung komplett eingestellt. Daher deckt das Angebot an neuen Antibiotika nicht die wachsende Nachfrage, was zu Engpässen und höheren Preisen führen kann.

In Anbetracht dieses Marktversagens wird durch den Kongress in den USA ein Abonnementmodell für den Kauf von Antibiotika geprüft, um sie wirtschaftlich tragfähiger zu machen. Im Vereinigten Königreich wurde es schon eingeführt. Solche Anreize könnten die notwendigen Investitionen für kleinere Pharma-/ Biotechfirmen mobilisieren, damit sie ihre Arbeit fortsetzen, Therapien auf den Markt bringen und Gewinn erzielen können.

Die Innovationstätigkeit der Unternehmen ist trotz des Marktversagens ungebrochen. So hat das AMR-Programm der «Access to Medicine Foundation» vier innovative Projekte zur Arzneimittelentwicklung in der Spätphase verfolgt. Diese Medikamente zielen auf arzneimittelresistente Gonorrhö, Harnwegs-, intraabdominelle, Atemwegs- und invasive Pilzinfektionen ab und könnten eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der unmittelbaren Folgen von AMR spielen. Die Arzneimittelentwicklung ist jedoch nur die erste Hürde, denn im Kampf gegen die schlimmsten Folgen von AMR, die hauptsächlich in Entwicklungsländern auftreten, ist die Verteilung entscheidend. Unternehmen sollten ermutigt werden, Beziehungen zu Herstellern und Vertriebspartnern in Schwellenländern aufzubauen.

❱ Risiken und Chancen für Versicherungen Auch die Versicherungsbranche wird die Folgen von AMR wahrscheinlich spüren, denn die Zunahme resistenter Infektionen könnte zu höheren Leistungsansprüchen und Sterberaten führen. Daher müssen Lebens- und Krankenversicherer ihre Risikomodelle und Prämien möglicherweise mit Blick auf die wachsende Bedrohung durch AMR anpassen. Der breiteren Versicherungsbranche könnten zusätzliche Verluste entstehen. Reiseversicherer werden möglicherweise mehr für notwendige medizinische Behandlungen oder die Schliessung von Unterkünften wegen Krankheitsausbrüchen zahlen müssen. Versicherer für Land-/ Agrarwirtschaft verzeichnen laut «Insurance Times UK» bereits einen Anstieg der Schadensmeldungen aufgrund von Tierkrankheiten, der sich durch AMR verschärfen könnte. Versicherer für Betriebsunterbrechungen könnten mehr Schadensmeldungen von Unternehmen erhalten, die ihren Betrieb wegen Infektionskrankheiten auf ihrem Gelände oder in dessen Nähe unterbrechen müssen.

Globale Anstrengungen zur Eindämmung des Systemrisikos durch AMR

Die WHO hat 2015 einen globalen Aktionsplan vorgestellt. Damit verbunden haben einige Regierungen auch nationale Aktionspläne entwickelt. Hauptziele sind u. a. ein geringerer Antimikrobikaeinsatz bei Tieren, Infektionsprävention und -kontrolle, öffentliche Aufklärung, Weiterentwicklung der Diagnostik, beschleunigte Entwicklung neuer Antimikrobika und Impfstoffe, Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit und Ausweitung des One-Health-Ansatzes [4].

Die UN-Generalversammlung hielt am 26. September 2024 erst das zweite hochrangige Treffen zu AMR ab, um die Bewältigung dieser kritischen Herausforderung voranzutreiben. Nach dem Treffen gaben weltweit führende Politikerinnen und Politiker eine Erklärung ab. Darin heisst es: «Die sektorübergreifende Herausforderung der AMR erfordert einen One-Health-Systemansatz, der die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und der Umwelt vereint und durch eine robuste und rechenschaftspflichtige globale AMR-Governance unterstützt wird. Eine nachhaltige, konsequente und diversifizierte Finanzierung ist wesentlich, um die klaren Prioritäten und messbaren Ziele für entschiedene Massnahmen zu unterstützen und gleichzeitig lokale, nationale und regionale Kontexte zu berücksichtigen.»

Vereinbart wurde unter anderem das Ziel, die Todesfälle im Zusammenhang mit AMR bis 2030 jährlich um zehn Prozent zu senken und sicherzustellen, dass mindestens 70 Prozent der weltweit für Menschen verwendeten Antibiotika der WHO-Kategorie mit relativ geringen Nebenwirkungen und geringem Potenzial zur Verursachung von AMR angehören.

Zur Unterstützung der multinationalen Anstrengungen gründeten 2020 zwei NGOs (Fairr und ATMF) und das britische Department of Health and Social Care die Initiative Investor Action on AMR (IAAMR). Sie veröffentlichte eine Investorenerklärung [5], in der Regierungen und Politiker aufgefordert werden, sich der Herausforderung durch AMR anzunehmen und einen internationalen Aktionsplan zu entwickeln. BNP Paribas Asset Management hat diese Erklärung zusammen mit 80 Investoren unterzeichnet, deren Vermögen sich zusammengenommen auf 13 Bio. USD beläuft.

Fazit

AMR ist nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern wird zunehmend auch zur Wirtschaftskrise. Die potenziellen gesamtwirtschaftlichen Folgen und die finanziellen Folgen von AMR für Unternehmen sind weitreichend. Sie könnten die Produktivität schwächen, Armut verstärken und die Profitabilität in verschiedenen Sektoren belasten. Aufgrund dieser weitreichenden Auswirkungen stellt AMR ein systemisches Risiko für Anlagen dar. Anleger sollten AMR-Themen deshalb umsichtig in ihre Anlageentscheidungen und Stewardship-Strategien einbeziehen.

Ausserdem können Investoren selbst aktiv werden und genau wie BNPP AM den Programmen für kollaboratives Engagement von Fairr beitreten, um AMR entlang der Wertschöpfungskette zu bekämpfen, und sich der IAAMR als Partner anschliessen.

Die Bewältigung von AMR erfordert koordinierte globale Anstrengungen von Regierungen, Gesundheitsdienstleistern und Pharmaunternehmen. Auch Anleger spielen eine wichtige Rolle und können Verbesserungen auf dem Markt durch ihre Kapitalallokation und Stewardship-Entscheidungen fördern. Ohne entschlossenes Handeln könnten die gesundheitlichen Folgen von AMR immens sein – und dasselbe gilt auch für die finanziellen Folgen für Länder, Unternehmen und Investoren.

Rachel Crossley, Head of Stewardship Europe bei BNP Paribas Asset Management

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