In einer Zeit, in der Verbraucher zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und Natürlichkeit legen, steigen auch die gesetzlichen Anforderungen an Inhaltsstoffe in industriellen Produkten. Die Kosmetikund Lebensmittelindustrie sucht verstärkt nach sogenannten «clean label ingredients» – Zusatzstoffen, die nicht nur wirksam, sondern auch umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich sind. Diese Entwicklung ist Teil eines umfassenden Trends hin zu mehr Transparenz und Verantwortung gegenüber Umwelt und Verbrauchern. Der Hintergrund für das Start-up ist aber ein ganz anderer.
Gründer findet interessante Wirkstoffe in Nebenprodukten
Gründer Claudio Reinhard hat während seines Studiums an der ETH Zürich das versteckte Potenzial von Agrar-Nebenprodukten erkannt. Während einer Velotour in Spanien sah er mit eigenen Augen, wie grosse Mengen von Oliventrester Umweltprobleme verursachen. Mit dem EIT-Projekt «Phenoliva» entwickelte er ein Verfahren, mit dem aus dem Rohstoff hochwertige Antioxidantien gewonnen werden können.
Zirkuläres Extraktionsverfahren entwickelt
Der innovative Aufbereitungsprozess beginnt mit der Trennung der festen und flüssigen Bestandteile des Oliventresters. Der flüssige Teil wird anschliessend durch einen eigens entwickelten Absorber geleitet, der die Antioxidantien aufnimmt. Der Absorber besteht aus einem vollständig biologisch abbaubaren Material und kann mehrmals verwendet werden, bevor er am Ende seines Lebenszyklus als landwirtschaftlicher Dünger dient. Als Nächstes werden die Antioxidantien aufgereinigt, damit sie in Industrieprodukte eingearbeitet werden können.
Natürliche Antioxidantien sind in der ndustrie gefragt
Das Rohextrakt erinnert in der Form und Farbe an Honig. Die Innovation wird bei führenden Industriepartnern in unterschiedlichen Anwendungen getestet. Beispielsweise in der Kosmetik zur Verhinderung von Hautalterung und bei Lebensmitteln zur natürlichen Haltbarkeitsverlängerung. Eine Forscherin aus der Kosmetikindustrie sagt, dass Gaia Tech «die beste Antioxidantien-Technologie hat, die sie bislang getestet haben». Die Vorbereitung auf den Markteintritt laufen auf Hochtouren, für die Anwendung in Lebensmitteln reicht das Startup ein EFSA-Dossier ein, und in der Kosmetik werden klinische Tests gestartet.
Das Start-up erweitert die Produktpalette für Hersteller
Nach einem erfolgreichen Spin-off von der ETH Zürich hat Gaia Tech im Sommer 2023 eine erste Finanzierungsrunde gesammelt und damit die Weichen für die Zukunft gestellt. Zudem hat sich das Startup die Unterstützung von Innosuisse, des Migros-Pionierfonds, und der Standortförderung des Kantons Bern gesichert. Das Team hat nun die Pilotproduktion an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Bern aufgenommen in Zusammenarbeit mit einer Olivenmühle aus San Marino. Das Start-up strebt danach, die Technologie auf andere Arten von Nebenprodukten aus der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu skalieren und seine Produktpalette zu erweitern und Herstellern die Substitution synthetischer und fossiler Inhaltsstoffe zu ermöglichen. Das Unternehmen will seine Partner aus Industrie und Lebensmittelproduktion mit voller Kraft in der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft unterstützen.