Im Jahresbericht 2023 des Verbands scienceindustries beleuchten Dr. Matthias Leuenberger (Präsident) und Dr. Stephan Mumenthaler (Direktor) die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der chemisch-pharmazeutischen Industrie in der Schweiz.
Fokus auf Pragmatismus
Leuenberger betont eindringlich die Notwendigkeit pragmatischer Ansätze in der Politik, um wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Er verweist auf die Bedeutung der eidgenössischen Wahlen 2023 und die Unterstützung vieler Kandidaten für die vier Säulen der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Wirtschaftliche Kräfte in Bundesbern sollen gestärkt werden, um Herausforderungen wie sichere und nachhaltige Energieversorgung, Innovationskraft und die Beziehungen zur EU zu meistern.
Globaler Marktzugang und Geistiges Eigentum
Auch global werden derzeit wichtige Themen angegangen. Freihandelsabkommen, wie das Abkommen mit den USA, das modernisierte Abkommen mit dem Vereinigten Königreich und das Abkommen mit Indien, sind von grosser Bedeutung für die Branche. Zentral ist der Schutz des Geistigen Eigentums für Investitionen in Forschung und Entwicklung. Mumenthaler betont ebenfalls die Bedeutung des Schutzes Geistigen Eigentums zur Stärkung des Forschungs- und Produktionsstandorts Schweiz.
Die Revision des Schweizer Patentgesetzes wird von scienceindustries daher begrüsst. Sie unterstützt das Ziel des Verbands, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die nachhaltige Lösungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt ermöglichen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie ist stark vom regulatorischen Umfeld abhängig, insbesondere im Chemikalienbereich. Der Verband setzt sich für ein eigenständiges und risikobasiertes nationales Chemikalienrecht ein.
Zusätzlich weist der Verband auf nachhaltige Ernährungssysteme hin, die durch innovative Produkte der Mitglieder unterstützt werden. Smarte Regulierung und nachhaltige Entwicklung in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt sind besonders in unsicheren Zeiten zentral.
Globale Unsicherheiten
Mumenthaler beschreibt das Jahr 2023 als geprägt von globalen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, den Konflikt in Israel und die Rezession in Deutschland. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich die Schweizer Chemie-, Pharma- und Life-Sciences-Industrie robust und bleibt das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft.
Pragmatische Ansätze und stabiles regulatorisches Umfeld
Beide Führungspersonen betonen die Bedeutung pragmatischer Ansätze und eines stabilen regulatorischen Umfelds für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Sie sehen den Schutz des Geistigen Eigentums als unerlässlich für Investitionen in Forschung und Entwicklung. Trotz globaler Unsicherheiten bleibt die Branche robust und trägt erheblich zur Schweizer Wirtschaft bei. Nachhaltige und innovative Lösungen werden als Schlüssel für zukünftige Herausforderungen angesehen.
Die Branchen im Überblick
Darüber hinaus fasste der Bericht die Hauptmerkmale der Branche zusammen:
- Im Jahr 2023 entfielen mit CHF 135 Mrd. rund die Hälfte (49 Prozent) der gesamten Schweizer Exportleistungen auf die Branchen Chemie, Pharma und Life Science.
- In den vergangenen zehn Jahren gehen etwa 80 Prozent des Schweizer Produktivitätswachstums auf Chemie, Pharma und Life Sciences zurück.
- Weit über 90 Prozent ihrer Umsätze erzielt die Schweizer Chemie-Pharma-Life Sciences-Industrie im Ausland. Über die Hälfte (51 Prozent) des Auslandumsatzes entfällt mit CHF 69.1 Mrd. auf die EU, gefolgt von Nordamerika (CHF 33.6 Mrd. – 25 Prozent) und Asien (CHF 19 Mrd. – 14 Prozent).
- Die Schweizer Branchen Chemie, Pharma und Life Sciences zählten im Jahr 2023 rund 80400 Beschäftigte.
- Pro Arbeitsplatz in Chemie, Pharma und Life Sciences entstehen 4.6 weitere Arbeitsplätze in anderen Branchen der Schweizer Volkswirtschaft.
- Die Schweiz ist in Chemie, Pharma und Life Sciences der fünftgrösste Forschungsstandort der Welt.
- Die Schweiz liegt mit 16.7 Prozent an Weltklasse-Patenten auf Rang 1 in Bezug auf Forschungseffektivität, vor Uk (13.6 Prozent) und den USA (13.4 Prozent).